Der Regelaufbau nach Reuter-Liehr schließt an das lautgetreue Lese- und Rechtschreibtraining an und arbeitet überwiegend morphemorientiert. Die Autorin schlägt den Einsatz des ersten Bandes ab Mitte der 4. Klasse vor. Der Ordner wurde in 2021 überarbeitet und ist nun in 2. Auflage erhältlich.
Grundlegendes zum Regelaufbau nach Reuter-Liehr
Das Konzept beinhaltet einen schrittweisen Übergang von der lautorientiert/phonemischen zur orthographisch/morphemischen Strategie in 6 Stufen. Der erste Band behandelt die Stufen 1-3. Die Einteilung in „Wortbausteine“ macht den logischen Aufbau der deutschen Sprache deutlich: Anfangs- und Endbausteine schreibt man immer gleich, wenn auch nicht alle lautgetreu. Ableitungsprobleme gibt es immer nur in den Hauptbausteinen. Gleichzeitig entdecken die Kinder Wortfamilien und erweitern ihren Wortschatz.
Der dreigliedrige Aufbau beim Regelaufbau nach Reuter-Liehr in Band 1
Stufe 1: Anfangsbausteine
Anfangsmorpheme haben 4 Merkmale:
- Anfangsbausteine entsprechen immer der Silbengliederung
- Anfangsbausteine können vom Wortstamm abgetrennt werden
- Anfangsbausteine bedeuten etwas
- Anfangsbausteine werden immer gleich geschrieben
Stufe 2: Endbausteine für Nomen
Vorphase: Die Kinder wiederholen die Regeln für die Großschreibung von Nomen. Reuter-Liehr arbeitet allerdings nicht nach dem verbreiteten Konzept der Nominalgruppe (Röber, Bredel u.a.). Dann führt sie die Endbausteine für abstrakte Nomen ein (-heit, -keit, -nis etc.). Diese sind keine Silben mehr.
Es besteht die 100% Regel: Alle Wörter mit diesen Endungen schreibt man groß.
Reuter-Liehr thematisiert in diesem Zusammenhang auch die Funktion der Pronomen als Hinweis auf die Großschreibung : Artikel, Pronomen und versteckte Pronomen (beim, zum etc.).
Stufe 3: adjektivische Endbausteine
Adjektivische Endbausteine sind ebenfalls keine Silben, sie können gemeinsam mit nominalen Endbausteinen auftreten, danach können noch grammatische Endbausteine folgen. Manchmal setzen wir zur einfacheren Aussprache auch ein Fugen-s ein.
Methodische Umsetzung beim Regelaufbau nach Reuter-Liehr
Die Autorin nutzt nach Möglichkeit weiter überwiegend lautgetreues Wortmaterial. So bleibt der Morphembestand, anders als bei der „Wortbaustelle“ (Kleinmann), überschaubar. Auch schlägt sie ein Farbsystem für die verschiedenen Wortbausteine vor:
- Anfangsmorpheme gelb
- Endbausteine von Nomen blau
- Endbausteine von Adjektiven grün
- Hauptmorpheme rot
- grammatische Bausteine braun
- Fugen-s schwarz (keine Umrahmung)
Morphemauswahl und Farben habe ich übernommen, die Morphemkärtchen für die Anfangs- und Endbausteine jedoch auf neutrale Holzklötzchen geklebt, um mehr Sprachhandeln zu ermöglichen (wie bei der Wortbaustelle). Die Hauptmorpheme legen die Kinder aus Gründen der Ökonomie jeweils auf ein rot umrandetes Klötzchen auf. Ich habe die Morpheme auf der Vorderseite in Großbuchstaben, auf der Rückseite in Kleinbuchstaben aufgeklebt. Ich bin noch nicht sicher, welche Seite ich öfter verwenden werde, denke aber, es werden die Großbuchstaben sein. Dazu gibt es Arbeitsblätter aus dem Regelaufbau-Programm, wo man die Wortbausteine ebenfalls farbig kennzeichnen kann, was zum vertieften Üben hilft.
Aus einem Instagrambeitrag (Montiaffen) habe ich als weitere Übung das Stempeln der Morpheme übernommen. Die Wörter werden in die gestempelten Wortbausteine geschrieben und können dann noch einmal im Ganzen aufgeschrieben werden.
Schaue auch den Beitrag über das lautgetreue Lese- und Rechtschreibtraining von Reuter-Liehr an.