Den seit Jahren sinkenden Leistungen im Bereich Rechtschreiben will der 2019 herausgegebene Grundwortschatz NRW begegnen. Doch was versteht man unter einem Grundwortschatz und wie arbeiten die Schüler damit?
Was ist der Grundwortschatz?
Der Grundwortschatz besteht aus einem Modellwortschatz und Merkwörtern. Der Modellwortschatz muss für den Anfangsbereich eine genügende Anzahl lautentsprechender Wörter bereithalten. Später sollte er genügend Wortmaterial für alle wichtigen Rechtschreibphänomene beinhalten. Dazu treten Merkwörter, mit denen wichtige Merkstrategien erarbeitet werden können, Wörter mit wichtigen Wortbausteinen und die sogenannten Funktionswörter.
Anders ausgedrückt, es handelt sich nicht um eine thematisch motivierte Wortsammlung. Die Zusammenstellung erfolgt nach rechtschriftlichen Gesichtspunkten. Der Modellwortschatz soll ausreichend strukturgleiches Material zur Generalisierung bereitstellen.
Wie eignen sich die Schüler den Grundwortschatz an?
Der Aufbau des Modellwortschatzes geht einher mit einer Lernprogression (siehe Schriftspracherwerbsmodelle, z.B. Scheerer-Neumann). Auf den Erwerb der grundlegenden Phonem-Graphem-Korrespondenzen folgen die Endungen <-en>, <-el> und <-er>, das vokalisierte <r> und erste lauttreue Funktionswörter.
Die Kinder erwerben Wissen über regelhafte Sprachstrukturen, die der Aussprache entnommen werden können. Im Deutschen gibt es eine Vielzahl an zweisilbigen Wörtern mit der Struktur des Trochäus: Der betonten ersten Silbe folgt eine Reduktionssilbe mit Schwa-Laut oder den Endungen <-en>,<-el> und <-er>.
Derr Aufbau des Wortspeichers wird durch implizites Lernen möglich. Das Kind braucht zuerst genügend strukturgleiche Wörter, aus denen es generalisierte Schreibungen entwickelt. Auch das Schreiben von Pseudowörtern lehnt sich an diese Lernprozesse an. Jede Rechtschreibregel benötigt daher genügend Modellwörter oder Wortstämme, um den Transfer auf neue, unbekannte Wörter zu sichern. Dieses Vorgehend verringert insgesamt den Anteil an Merkwörtern.
Dem wiederholten Üben und Schreiben auf der Wortebene folgt das Kontextualisieren und Flexibilisieren auf der Satz- und Textebene. Häufige Tätigkeiten sind Markieren-Sortieren und Sammeln.
Funktionswörter benötigen immer den Satzzusammenhang zur Sinn-Entnahme. Mit ihrer Automatisierung lassen sich viele häufige Fehler vermeiden.
Angewendete Lernstrategien
- Mitsprechstrategie
- Rechtschreibstrategien
- Merkstrategien
- Arbeit mit Wortbausteinen
Praktische Hinweise
In der Handreichung zum Grundwortschatz Baden-Württembergs werden eine Vielzahl an guten Übungsformen vorgestellt (S.59/60 und135).
Der Grundwortschatz NRW hat den Vorteil, dass er online unterschiedlich zusammengestellt werden kann, z.B. nach Rechtschreibphänomenen. Zu allen Nomen gibt es dort außerdem passendes Bildmaterial.
Siehe auch den Beitrag zum Grundwortschatz auf dieser Homepage mit anderem Schwerpunkt.