Die silbenanalytische Methode

Silbenanalytische Methode: blauer Wagen mit Anhänger, Wortdurchgliederung visualisiert

Die silbenanalytische Methode wurde von Christa Röber entwickelt, praktisch erprobt und mit guten Ergebnissen evaluiert. In den letzten Jahren entwickelte sie daraus das Konzept für das Unterrichtsmaterial „Die Kinder vom Zirkus Palope“, welches nun für die ersten drei Grundschuljahre vorliegt.

Grundlagen der silbenanalytische Methode

Grundlegend ist die Tatsache, dass die Mehrzahl der deutschen Wörter Zweisilber mit betonter Anfangs- und unbetonter Reduktionssilbe sind (Trochäus). Röber entwickelte dafür die „Häuschen“-Darstellung mit Haus für die betonte und Garage für die unbetonte Silbe. In „Palope“, ihrem neuen Unterrichtswerk für Grundschulen, übernimmt diese Funktion ein Wagen mit Anhänger. Das passt besser zur Rahmenhandlung der Zirkusgeschichte. Drei Generationen einer Zirkusfamilie führen durch das Unterrichtswerk. Die Zirkusschule ist in einem Wagen untergebracht.

Theoretische Grundlagen

Das umfangreiche Material ist grafisch übersichtlich und ansprechend gestaltet. Es wird komplett kostenfrei zum Download, aber auch in Buchform zum Kauf angeboten. Im Gegensatz zur Methode „Lesen durch Schreiben“ (Reichen) sieht Röber die silbenanalytische Methode als schriftsprachstrukturierend. Sie setzt sich für eine regelgeleitete Hinführung zur Schrift ein. Dabei folgt das Erarbeiten den sprachanalytischen Fähigkeiten der Kinder. Die Kinder sollen erkennen, dass Schrift systematisch ist und Regularitäten folgt. Ihr Ziel ist es, an einer Kette von didaktisch ausgewählten Einzelfällen diese Regularitäten entdecken zu lassen und sie dann auf neue, unbekannte Wörter zu übertragen.

Didaktische Überlegungen zur silbenanalytischen Methode

Rechtlesen

Silbenanalytische Methode: Beispiel für das Lasso-Lesen, Silbentrennung durch symbolisiertes Lasso

Röber nennt das Vorgehen „Rechtlesen“. Dazu gehört das Erkennen, wo eine Buchstabenfolge silbisch gebündelt und wie sie betont werden muss (Prosodie). Da Röber die richtige Betonung der Worte von Anfang sehr wichtig ist, wendet sie sich vehement gegen die bloße Synthese oder die Pilotsprache (überdeutliche Aussprache, Reuter-Liehr u.a.). Auch den Gebrauch von Handzeichen (Kieler Leseaufbau u. a.) oder das Silbenschwingen (Fresch, Reuter-Liehr) zum Verschleifen der Buchstaben lehnt sie ab. Die Mundbewegungen beim Sprechen der Laute seien Motorik genug. So gibt es zu allen Buchstaben Aussprachebilder. Das silbische Bündeln trainiert sie mit „Lassolesen“, immer unter Beachtung der Wortbetonung.

Rechtschreiben

Röber nutzt zu Beginn des Lernprozesses viele Pseudowörter als Eigennamen der Zirkusfamilie. Alle Wörter entsprechen dem Schema KVKV, um das Schema der betonten und unbetonen Silbe zu festigen. Die Vokale der unterschiedlichen Silbentypen werden mit verschiedenfarbigen Plättchen gekennzeichnet, die Konsonanten mit unterschiedlich großen Plättchen. Beginnen sonst alle Buchstabenlehrgänge mit einem langklingenden Laut (<m> oder <l>) startet Röber mit dem Plosiv <p> und dem Pseudowort „Pepe“.

Silbenanalytische Methode: Beispiel für Kkonsonantenverdopplung, orangefarbenes Wagenmodell
Vorlage orangefarbener Wagen (Röber et al.), „Die Kinder vom Zirkus Palope“. https://zirkus-palope.de
Modell Konsonantentendopplung mit Montessori-Buchstaben

Durch das Einordnen der Wörter in drei unterschiedliche Wagentypen können die Kinder Wörter durchgliedern und lange und kurze Vokale erkennen: Die betonte Silbe endet offen mit einem Vokal = langer Vokal, Worttyp „Home“. Die betonte Silbe endet geschlossen mit einem Konsonanten = kurzer Vokal, Worttyp „Holme“. Dazu kommen noch Wörter mit Konsonantenverdopplung, Worttyp „Holle“. Die Kinder üben die Unterscheidung der Worttypen durch Vergleiche von Wörtern, Eintragen in die Wagen und Sortierübungen. So gewinnen sie allmählich sicheres Regelwissen.

Schon früh wird das „ie“ als regulärer Langvokal eingeführt, aber auch die Arbeit mit Wortbausteinen (Morphemen) von Verben und ihren Flexionsmorphemen ein. Das freie Schreiben lehnt sie ab, sie sieht die Arbeit in der ersten Klasse als Hinführung zum Textschreiben in Klasse 2.

Fazit

Der regelgeleitete Schriftspracherwerb mit einer sprachstrukturierenden Didaktik ist zu begrüßen. Die Arbeit mit der „Häuschen-Methode“ kann im Anfangsunterricht hilfreich sein. Weniger sinnvoll scheint mir, bewährte und evaluierte Hilfen beim Schriftspracherwerb (Silbenlesen, Handzeichen, Pilotsprache etc.) allein unter dem Aspekt der Prosodie auszusortieren.

Weitere Materialien zur silbenanalytischen Methode

  • Lehker, M.(2016). Die silbenanalytische Methode in Lerntherapie und Förderunterricht. Handreichung zu den Spiel- und Arbeitsmaterialien „Wo wohnt dein Wort?“ und zu den Speedy“-Büchern, ‎ Münster: Lernserver-Institut – Verlag für Bildungsmedien.
  •  Düwel-Brünig, E. „Wo wohnt dein Wort?“, Sprachdidaktische Lese- und Rechtschreibspiele, Arbeitsblatt-CD

Top