Zum Jahresbeginn kam das Förderprogramm „Lesetricks von Professor Neugier“ von Prof. Mayer und Dr. Dana-Kristin Marks auf den Markt. Es hat sich zum Ziel gesetzt, das Leseverständnis durch die Vermittlung von Verstehensstrategien zu fördern. Neben einem knappen Theorieteil umfasst das Programm 25 vollständig ausgearbeitete Fördereinheiten.
Mayer, der schon den Test zur phonologischen Bewusstheit „Tephobe“ und das Programm zur Förderung der schnellen Worterkennung „BliWo“ veröffentlichte, stellt hier ein durch Studien und praktische Erprobung überprüftes Programm vor.
Theoretischer Hintergrund
Wichtig ist, dass eine ausreichende Leseflüssigkeit vorhanden ist, um mit den „Lesetricks von Professor Neugier“ sinnvoll arbeiten zu können. Das Kind erwirbt zunächst alle Laut-Buchstaben-Beziehungen und lernt, diese zu Silben und Wörtern zu synthetisieren (sublexikalische Route). Erst allmählich beherrscht das Kind eine wachsende Menge an Wörtern, die es direkt aus dem mentalen Speicher abrufen kann (Route der direkten Worterkennung). So bildet sich fortschreitend die Leseflüssigkeit aus.
Zu Recht weist Mayer darauf hin, dass nicht die Nomen, Verben und Adjektive den Kindern die größten Probleme bereiten, sondern die sogenannten „Kohäsionsmittel“ wie z.B. Pronomen, Konjunktionen und Adverbien. Ein gutes Förderheft zu diesem Bereich brachte Lehker heraus.
Bei älteren Schülern und mit wachsender Komplexität der Texte werden aber auch die Beherrschung syntaktisch-morphologischer Strukturen (Grammatik) und ein ausreichendes semantisch-lexikalisches Wissen (Wortschatz) immer wichtiger. Hier verweist er auf die großartigen Übungen zur „Kontextoptimierung“ und die Techniken des „Wortschatzsammlers“ von Motsch.
Aufbau der Lesetricks
Lesestrategien umfassen vor allem drei Bereiche:
- Kognitive Strategien – Verarbeiten, Zusammenfassen
- Metakognitive Strategien – Planen, Regulieren
- Ressourcenbezogene Strategien – Motivation, Selbstwirksamkeit, Gestalten der Lernumgebung
Die Lesetricks haben ihren Schwerpunkt bei den kognitiven Strategien. Die Strategien werden erst einzeln und mit Wiederholungseinheiten vorgestellt. Erst in den Einheiten 21-25 kommen alle Strategien gemischt zur Anwendung.
Wichtig ist auch das Einüben der Strategien an wechselnden Aufgaben. Gearbeitet wird in Gruppen. Die Einheiten wechseln von direkter Instruktion zu indirekt zu bearbeiteten Übungen. Die Aufgaben steigern sich in der Komplexität, gleichzeitig werden die Hilfen sukkzessiv abgelöst.
Die Identifikationsfigur des Professors und eine Ritualisierung der Stunden sind kindgemäß. Wichtig ist das Visualisieren der Lesetricks und die Zusammenfassung in einem Strategiebuch für die Schüler, welches die selbstständige Anwendung des Gelernten unterstützen soll.
Fazit
Ein theoretisch gut fundiertes und erprobtes Programm, welches auch in der praktischen Umsetzung sinnvoll aufgebaut ist und mit vielen hilfreichen Ideen angereichert wurde. Dazu zählen für mich:
- der kleinschrittige Aufbau mit getrennt eingeführten Strategien und Wiederholungen
- die Visualisierung der Strategien
- das separate Strategieheft für die Hand des Schülers
- die Arbeitsblätter mit Layout in großer Schrift, genügendem Zeilenabstand und in Absätze gegliederten Zeilen
- die zusätzlichen Symbole auf den Strategiekarten und im Heft