In verschiedenen Supervisionen tauchte immer wieder die Frage nach einem sinnvoll gestalteten Ende der Lerntherapie auf. Ich will zeigen, wie man durch eine gute Auftragsklärung und prozessbegleitende Hilfen gut strukturiert auch das Ende für alle Beteiligten zufriedenstellend gestalten kann
Die Gretchenfrage
Wir haben lange und konzentriert gearbeitet. Die Aufgaben im Bereich Lesen, Schreiben oder Mathematik sind durchgearbeitet. Vieles klappt besser, Transfereffekte sind zu beobachten.
Oder: Trotz sorgfältiger Therapieplanung und gut geschnittenem Konzept stagnieren die Erfolge seit einiger Zeit. Es gibt nur noch wenige Lernzuwächse. Dann stellt sich die Frage: Machen wir eine Pause oder deutet sich hier ein sinnvolles Therapieende an? Im Idealfall stimmen Eltern, Schüler und Therapeut in ihrer Einschätzung über ein sinnvolles Therapieende überein. Aber das ist nicht immer so.
Auftragsklärung
Schon die Gestaltung des Therapiebeginns ist entscheidend. Man sollte sich Zeit für eine gute Auftragsklärung nehmen. Dazu gehört das Klären wichtiger Punkte:
- Lerntherapie ist keine Nachhilfe. Es geht also folglich nicht um die Erarbeitung des aktuellen Schulstoffs, sondern um die Erarbeitung von Grundlagen.
- Nicht die eine Stunde pro Woche entscheidet über den Erfolg der Therapie, sondern die Bereitschaft zur kontinuierlichen Mitarbeit und Vertiefung durch den Schüler (und das Elternhaus).
- Wie viel Zeit kann der Schüler investieren? Welche Ziele sind ihm wichtig?
Vor allem bei älteren Schülern und Erwachsenen ist die Klärung mit dem Klienten wichtig.
Manchmal kommen Schüler im überschaubaren Abstand zu Abschlüssen. Dann kann man nur mit ihnen klären, was sie im verbleibenden Zeitraum sinnvoll tun können und wie viel Zeitressource sie investieren wollen
Prozessbegleitung
Entscheidend ist weiterhin die prozessbegleitende Diagnostik während der Therapie. Da können normierte Tests eingesetzt werden, ebenso wertvoll aber sind qualitative Übersichten, wie z.B. OLFA im Bereich Rechtschreiben, die schon im Verlauf der Therapie Transparenz ermöglichen, dem Schüler Lernfortschritte verdeutlichen und am Therapieende die Gespräche mit den Eltern/dem Klienten strukturieren und steuern.
Deshalb habe ich Übersichten erstellt zum Kieler Leseaufbau, eine Lernerfolgsleiter im Bereich Rechtschreiben (in Anlehnung an Reber), Lernleitern zu den Blitzrechenkarteien von „mathe 2000“ (Grundschule) oder Übersichten nach Entwicklungsmodellen für die Vorschule/Grundschule (Fritz/Ricken und Ricken [KEKS]) im Bereich Dyskalkulie. In der Sek I nutze ich die Diagnoseblätter von „Mathe sicher können“ (Lehrerband).
Sehr strukturierend und klärend im Gespräch mit dem Schüler ist die Arbeit mit meinem Lernerfolgsrad (siehe auch: Supervision mit Skalierungsscheiben). Der Schüler sieht seinen Lernstand auf einer Skala von 10 (außen) bis 1 (innen) in verschiedenen Bereichen visualisiert und ist an der Entscheidung beteiligt, in welchen Bereichen er weiter dringliche Förderbedarfe oder Verbesserungsmöglichkeiten sieht.
Sinnvolles Therapieende auf der Basis von dokumentierten Ergebnissen
Zum Therapieende fällt es leichter, bearbeitete Bereiche gegenüber den Eltern aufzuschlüsseln, stagnierende Lernerfolge aufzuzeigen und sich gegen Tendenzen zu wappnen, das Kind am liebsten langfristig in der Lerntherapie „abzugeben“, was den Aufbau von selbstständigem, selbstgesteuertem Arbeiten massiv erschwert. Auch das Kind selbst kann aus Mangel an Selbstvertrauen an der Therapie festhalten wollen.
Manchmal greifen auch äußere Fakten ein: Das Jugendamt zahlt nicht weiter, es tun sich andere größere Baustellen auf oder die Schüler der höheren Klassen haben einfach nicht mehr genügend Zeitressourcen zur Verfügung.
Hier zum Ausprobieren drei meiner prozessbegleitenden Helfer. In der Einzeltherapie kann der Schüler nach und nach die erarbeiteten Bereiche einfärben. So bekommt er und seine Eltern eine kontinuierliche Rückmeldung.
Wer in der Schule Lerntherapie für Gruppen anbietet, kann die Übersicht auf einen magnetischen Untergrund hängen (Tafel, Whiteboard etc.), Schildchen mit den Schülernamen auf kleine Magnete kleben und auf die entsprechenden Felder schieben, die gerade bearbeitet werden. So behält man auch bei mehreren Schülern die Übersicht.
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Gesamtübersicht – Therapieende
Erfolgsleiter – Lesen, Kieler Leseaufbau
Lernerfolgsleiter – Rechtschreiben
Erfolgsleiter – Blitzrechen – Kartei