Englisch und LRS

Lernprogramme

Förderprogramme Englisch und LRS, Symbol britische Flagge,

Sowohl in der Ausbildung zur Lerntherapeut*in als auch im Bereich Weiterbildung führt das Thema Englisch und LRS immer noch ein Schattendasein. Bis 2013 erschienen zwar Ratgeber und Übungsmaterial, aber keine evaluierten Förderprogramme. Nun sind vier Förderprogramme mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf dem Markt. Zeit für einen Vergleich.

Englisch und LRS: Warum haben so viele legasthene Kinder Probleme?

Während Deutsch eine stark lautorientierte Sprache ist, gilt das nicht für das Englische. Die Konsonanten sind noch überwiegend lauttreu, 21 Grapheme entsprechen 24 Lauten. Aber auch hier gibt es sieben Abweichungen von der deutschen Aussprache, z.B. , <w> wie wind, <r> wie rose, <ch> wie church etc.
Die fünf Vokale dagegen können durch 20 verschiedene Laute ausgedrückt werden. Das schafft für legasthene Kinder große Verwirrung. 80% der Kinder mit einer Legasthenie haben deshalb auch in Englisch große Schwierigkeiten. Sie benötigen klar und strukturiert aufgebaute Förderprogramme, um die Grundlagen der englischen Wortbildung zu erfassen und auf neue Wörter zu übertragen.

Schwerpunkte der Förderprogramme

Englisch und LRS, Abbildung des Grammatik-Förderprogramms "Orändsch"

Englisch und LRS sind das gemeinsame Thema der Programme. 2013 erschien „Wordly“ von David Gerlach in zwei Bänden. Band 1 konzentriert sich auf Rechtschreibtraining und den Aufbau eines Grundwortschatzes, Band 2 stellt das Lesetraining in den Mittelpunkt. Im selben Jahr erschienen die „Easy English Programme“ im Veris Verlag. Auch hier sollen die Schüler*innen Rechtschreibung, aber auch Grammatik anhand eines Grundwortschatzes aufbauen.

Morpheus E“ (2016) grenzt den Themenbereich auf die Vermittlung von Grundlagen der Wortbildung ein. 2019 erschien „Orändsch“ mit dem Schwerpunkt Grammatik, der jedoch auch anhand eines Grundwortschatzes erarbeitet wird.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Englisch und LRS, Abbildung des Förderprogramms "Morpheus-E"

Als einziges Programm nennt „Morpheus“ als Bezugsrahmen für den genutzten Grundwortschatz den gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen. Es werden die Niveaustufen A1 und Teilbereiche von A2 abgedeckt. Die anderen Programme verweisen auf den Schulstoff der Klassen 5 und 6, für die alle Förderprogramme konzipiert wurden. Alle gehen jedoch davon aus, dass der Einsatz auch in höheren Schulstufen sinnvoll ist.

„Wordly-Rechtschreiben“ und „Easy English Programme“ (EEP) arbeiten mit ausgearbeiteten Stunden, bei „Wordly“ sind es 30, bei „EEP“ 38.

. Es wird jeweils ein Durchführungsjahr veranschlagt. Das Vorgehen in den einzelnen Stunden ist vor allem bei „EEP“ sehr ritualisiert. Morpheus erarbeitet zunächst in einer Grundstufe Vor- und Nachsilben, dann folgen Konsonanten und später Vokale. Einen Schwerpunkt bildet die Erarbeitung von Signalgruppen und Wortmuster über Morpheme.

Englisch und LRS, Abbildung der beiden"Wordly" Förderprogramme

„Wordly“ und „EEP“ gehen dagegen von den Graphemen aus und setzen bei lauttreuen Verschriftungen der Vokale an (cake, lake, to bake), denen typische weitere Grundmuster folgen (easy, beach, sea). Erst danach gehen sie zu den Konsonanten über.

„Orändsch“ setzt den Schwerpunkt im Bereich Grammatik. Das Programm umfasst vier Bereiche: Basis- und weiterführende Grammatik (Hauptteil), sehr gute praktische Hinweise zum Vokaltraining und zur Rechtschreibung.

Alle Programme arbeiten mit der Fünf-Fächer-Lernkartei und dem bekannten Arbeitsablauf:

Schauen – Sprechen – Übersetzen – Nachlautieren – Abdecken – Schreiben – Kontrollieren

Das Nachlautieren, (z.B. lake = l-a-k-e) auf Deutsch ist eine bewährte Methode, um sich die Schreibung klarzumachen und wird auch von anderen Autoren genannt, z.B, bei Sellin. Die englische Aussprache muss in einem gesonderten Schritt trainiert werden.

Englisch und LRS:  Abbildung der "Easy English Programme"

Alle Programme legen Wert auf häusliche, vertiefende Arbeit und betonen die Mitarbeit der Eltern. „Orändsch“ setzt aber auch auf selbstständige Erarbeitung und liefert Lösungsblätter für die Hand der Schüler*innen. Bei Morpheus gibt es Lösungsblätter im Manual. Diese ließen sich bei Bedarf für die Schüler kopieren.

Material

Alle Programme geben Spielideen an, bei „Orändsch“ kann man das Pyramidenspiel in einem kleinen Video anschauen. „EEP“ arbeitet viel mit „Legekarten“, um den Schüler*innen Handlungsorientierung zu bieten (Zuordnungen englisch-deutsch, Satzmuster legen). Alle Programme geben viele, kleinschrittig konzipierte Arbeitsblätter vor, die im Layout auf die Bedürfnisse der LRS-Kinder eingehen. „Morpheus“ beinhaltet ein eigenes Trainingsheft für die Schüler*innen. Dazu kommen Kartensätze mit Spielanleitungen und viele Übungen am PC. Hier findet sich also die größte Übungsvielfalt. Allerdings werden die computerbasierten Übungen auf einer CD angeboten. Diese Darbietungsform ist spätestens seit Einführung der Tablets an Schulen nicht mehr wettbewerbsfähig. Auch Laptops liefern die Hersteller seit Jahren ohne CD-Laufwerk aus. Nimmt man hinzu, dass die Lauffähigkeit der CD nur bis Windows 10 angegeben wird, wird der Kauf des Programms für ca. 270 € zum Ärgernis. Aktuell kann man sich vom Support bei Hogrefe eine Linkfassung für Windows 11 zuschicken lassen.

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